Zank um des Pfarrers Zaun

Erfolgreiche Aufführung des neuen Stücks der Wanaloha-Schauspielleute :

Die Schauspielleute des Wallauer Heimatgeschichtsvereins Wanaloha führten im November 2016 ein neues Stück auf. Die Handlung ist im ausgehenden 17. Jahrhundert angesiedelt, nach dem Großen Dorfbrand von 1678. Die Dorfbewohner sind mit dem Wiederaufbau des Dorfes beschäftigt. Bauern und Handwerker müssen sehen, wie sie das Überleben ihrer Familien sicherstellen, wobei es einige, beispielsweise der Herrenbauer auf dem Domänenhof des Bleidenstadter Stifts oder der Metzger, deutlich leichter haben als etwa der Schuster oder eine arme Witwe. Neben den Mühen des täglichen Lebens geht es um den Wiederaufbau der Kirche und des Schulgebäudes. Hierbei müssen Schultheiß und Pfarrer sich mit dem Landgrafen, der Kirchenverwaltung und auch mit den Herren des Stiftes in Bleidenstadt auseinandersetzen, um die erforderliche Unterstützung zu erhalten. Auch die eigenen Vorstellungen des Lehrers und des Pfarrers von der Gestaltung ihrer Aufgaben bis hin zu eigenmächtigen Aktionen sorgen für Unmut bei den Bürgern.

Linda Stein, Klaus Göller
Tanja Fischer, Heinz Günter Körner, Linda Stein, Achim Jäger

Die Zuschauer werden in die Handlung über eine vergleichsweile banale Situation eingeführt. Die Schustersfrau sucht ihr entlaufenes Huhn und klagt ihr Leid anderen Frauen. Hierbei kommt die Rede vom Huhn über einen fehlenden Zaun zum Garten des Pfarrers, wo ebenfalls ein Zaun fehlt. Das wiederum ist der Grund für den Ausfall der Ernte im Pfarrgarten, der zum Teil an eine Witwe verpachtet ist. Um die Verantwortung für den fehlenden Zaun streiten sich Gemeindeverwaltung und die Herren des Stifts. Und schon kommen weitere Themen zur Sprache, bei denen dringend gehandelt werden muss: Zustand des Schulhauses und der Kirche, Qualität des Schulunterrichts durch den jungen Lehrer, dem man nachsagt, er halte sich zu oft im Gasthaus auf. Die Frauen des Dorfes, der Pfarrer, der Lehrer, der Schuster, der Wirt, der Metzger, ein Herrenbauer und ein normaler Bauer sowie der Scholtes treten im Laufe des Stückes auf und kommen zu Wort, wobei jeder versucht, seine Position zu erläutern und seine Vorstellung von dem, was zu tun ist, durchzusetzen. Der Pfarrer führt ein strenges Regiment und verhängt Geldstrafen für versäumten Gottesdienstbesuch.

Klaus Göller, Heinz Günter Körner, Rudolf Ewald
Carina Stein, Gerlinde EwaldHerr

Trotz einer Spieldauer von etwa zweieinhalb Stunden blieb die Handlung spannend. Die Dorfbewohner lösten das Problem des Zaunes, indem sie ihn einfach bauen ließen und die Kosten von dem Zehnten an das Stift abzogen. Auch für die Weigerung des Herrenbauers, die Strafe für den versäumten Gottesdienst zu zahlen, fanden Scholtes und Ältestenrat eine einfache Lösung: sie spannten dem Knecht des Herrenbauern das Pferd aus und behielten es als Pfand.
Auch gegen den allzu strengen Pfarrer wehrt sich die Gemeinde erfolgreich: sie beschwert sich beim Landgrafen, und dieser versetzt den Pfarrer in den Ruhestand. Der Lehrer aber stirbt nach einem Sturz vom Kirchturm, als er seiner Arbeit nachging, die Turmuhr aufzuziehen.

Carina Stein, Marvin Fischer

Hans Joachim Wölfel, Rudi Mittag, Erwin Born, Tanja Fischer, Achim Jäger, Wally Vogl, Klaus Göller, Jutta Schröder, Benjamin Ewald, Lisa Rübsamen, Ingrid Venino, Werner Klas, Carina Stein, Marvin Fischer, Gerlinde Ewald, Heinz Günter Körner, Mara Stein, Linda Stein, Flynn Hamill, Elvira Tröger, Kyra Luft, Sabine Feuerstein, Rudolf Ewald

 

Der Streit um den Zaun bis zum Einbehalt des Zehnten, die Pfändung des Pferdes, der Todessturz des Lehrers, die vom Pfarrer verhängte Geldbuße und auch die von der Gemeinde erfolgreich beantragte Entlassung des Pfarrers finden sich alle als Eintragungen in der Chronik von Johann Philipp Schleicher. Insofern wurde in diesem Stück eine gehaltvolle Lektion Wallauer Ortsgeschichte in ein unterhaltsames Stück verpackt.

Neben seriöser Darstellung der historischen Situation verstanden es die Schauspieler, die Szenen mit der angemessenen Prise Humor zu würzen. Alle spielten mit Hingabe und gingen in ihren Rollen auf. Die Zuschauer konnten sich an einem sehr lebendigen Geschehen auf der Bühne erfreuen und quittierten dies mit reichlich Applaus. Besonders zu erwähnen ist die Tatsache, dass 3 Kinder in das Geschehen integriert waren die ihre Rolle mit Begeisterung und zur Freude des Publikums spielten.

Die 3 Vorstellungen waren außerordentlich gut besucht. Am Donnerstag fanden sich knapp 100 Interessierte ein, am Freitag war die Vorstellung mit 150 Besuchern ausverkauft, und am Samstag war es mit knapp 140 Gästen ähnlich voll.

Dank der eingesetzten Tontechnik konnten die Zuschauer auch in den hinteren Reihen dem Geschehen problemlos folgen. Die Schauspielleute bedanken sich in diesem Zusammenhang bei den Wallauer Geschäftsleuten, die als Sponsoren zu dieser Aufführung beitrugen.

Als Fazit blieb festzuhalten: 3 überaus gelungene Abende, bei denen Zuschauer und Schauspieler gleichermaßen Spaß hatten.

Besetzung:

Pfarrer Hans Joachim Wölfel
Frau des Pfarrers Gerlinde Ewald
älteste Tochter der Pfarrersleut Carina Stein
jüngere Tochter der Pfarrersleut Mara Stein
Herrenbauer Klaus Göller
Frau des Herrenbauers Linda Stein
Scholtes Rudolf Ewald
Frau des Scholters Kyra Luft
Bauer und Gemeinderechner Hans Günther Körner
Frau des Bauern Sabine Feuerstein
Metzger Achim Jäger
Frau des Metzger Ingrid Venino
Sohn des Metzger Flynn Hamil
Arme Witwe Jutta Schröder
Tochter der Witwe Lisa Rübsamen
Schuster Werner Klas
Frau des Schuster Wally Vogl
Lehrer Marvin Fischer
Kumpan des Lehrers Benjamin Ewald
Wirt Rudi Mittag
Bedienung beim Wirt Tanja Fischer
Reiche Witwe Elvira Tröger
Jüdischer Pferdehändler Erwin Born
Technik (Licht und Mikrofone) Stefan Luft
Regie Heidi Brembs
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