Wallauer Heimatgeschichtsverein Wanaloha – Theatergruppe
Der Heimatgeschichtsverein Wanaloha – gegründet 1984 – hat sich unter anderem zum Ziel gesetzt, Wallauer Geschichte nicht nur zu archivieren, sondern auf möglichst unterhaltsame Weise allen Interessierten zu vermitteln. So wurde recht schnell nach Gründung des Vereins die Idee geboren, historische Stoffe als Grundlage für Theaterstücke zu benutzen. Es blieb nicht lange bei der Idee; unter der Leitung des Vereinsvorsitzenden Erwin Born schritt man auch schnell zur Umsetzung. Zunächst geschah dies in Form von kurzen Sketchen, aber schon bald wagten sich die Schauspielleute an größere Vorhaben. Das erste abendfüllende Stück war „Der große Dorfbrand von 1678“, der im Jahr 1988 – anlässlich des Hessentags in Hofheim – geschrieben und aufgeführt wurde.
Das Prinzip, das diesem Stück zugrunde liegt, gilt nach wie vor für alle Projekte. Die Mitglieder der Gruppe haben sich auf die Fahnen geschrieben, in jedem Jahr ein Theaterstück aufzuführen, das auf einer Gegebenheit beruht, die in der Wallauer Dorfchronik zu finden ist. Die Inhalte der Stücke werden in gemeinschaftlicher Arbeit erarbeitet, die Tatsachen aus der Chronik werden regelmäßig um familiäre oder schlicht zwischenmenschliche Themen ergänzt. Der Text als solcher wird dann in der Regel von einem Gruppenmitglied zu Papier gebracht. Das so entstandene Manuskript dient für das Spiel als „roter Faden“, d.h. nicht jeder Dialog wird auf der Bühne wortwörtlich so umgesetzt, wie er im Manuskript steht; wichtig ist, dass der beabsichtigte Inhalt transportiert wird. Insbesondere hat jeder Schauspieler die Freiheit, sich so auszudrücken, wie er es auch ohne Textvorgabe tun würde. Zudem wird immer versucht, jeden einzelnen Charakter eines Stückes so zu konzipieren, dass er dem Temperament des betreffenden Schauspielers bzw. der Schauspielerin möglichst nahe kommt. Ergebnis dieses Ansatzes ist eine sehr lebendige Spielweise sowie ein hoher Grad an Improvisation. Gerade das macht – neben der Tatsache, dass nur eigene Stücke mit konkretem Bezug zur Dorfgeschichte gespielt werden – die Besonderheit der Wanaloha-Schauspielgruppe aus. Der Erfolg beim Wallauer Publikum ist für die Gruppe immer wieder Ansporn, an dem Konzept festzuhalten.
Seit etwa 20 Jahren wird immer im November an drei Tagen ein Stück aufgeführt, entweder ein neues oder eines aus dem Repertoir der Gruppe – mittlerweile ein gutes Dutzend. Aufführungsort ist das Fußballerheim des TV Wallau.
Im Jahr 2016 kam der „Zank um des Pfarrers Zaun“ zur Aufführung, ein neues Stück, das auf einer Reihe von Gegebenheiten im ausgehenden 17. Jahrhundert basiert, die der Wallauer Chronist Johann Philipp Schleicher in seiner Chronik beschrieben hat. Neben diesen Aufführungen spielte die Gruppe in diesem Jahr noch zu zwei besonderen Anlässen: im August präsentierte sie anlässlich des Jubiläums der Gaststätte „Grüner Wald“ einige Szenen aus der Geschichte des Gasthauses, und am Kerbedonnerstag wurden „Szenen aus 50 Jahre Kerbegesellschaft“ aufgeführt.
Seit einigen Jahren produziert die Gruppe DVDs von ihren Auftritten, die bei Interesse erworben werden können.
Seit 2004 führt die Gruppe immer zu Silvester im Wallauer Ortszentrum die Wallauer Version von „Dinner for One“ auf, in den letzten Jahren regelmäßig vor 300 bis 400 Zuschauern nicht nur aus Wallau. In dieser Version wird Wallauer Platt gesprochen, die 4 Gäste sind Originale aus der Wallauer Geschichte, und es werden Wallauer Köstlichkeiten sowie Getränke serviert, insbesondere darf natürlich Ebbbelwoi nicht fehlen.
Für das Jahr 2017 ist ein kurzes Stück im Zusammenhang mit der Wallauer Kirche geplant, das im Mai zum Gemeidefest aufgeführt werden soll – die Wallauer Kirche wird 275 Jahre alt. Das Thema für die Aufführungen im November steht noch nicht fest, es soll wieder ein neues Stück werden.
Derzeit sind 20 Akteure aktiv, bei den Aufführungen im November spielen regelmäßig auch einige Kinder mit. Die Leitung der Gruppe, d.h. Koordination sowie Konzeption der Stücke liegt bei Rudolf Ewald. Er hat diese Aufgabe vor einigen Jahren von Erwin Born übernommen. Eine weitere Besonderheit besteht darin, dass die Schauspielleute ohne permanente Regie auskommmen. In den Vorbereitungsphasen zu den jeweiligen Stücken geschieht dies arbeitsteilig und wechselseitig. Die langjährige Regisseurin Heidrun Brembs steht der Gruppe nach wie vor beratend zur Verfügung und sorgt regelmäßig für den Feinschliff vor den Aufführungen.