Märkte, Zölle, Unmoral

Rekordbesuch bei Wanaloha: 440 Zuschauer sahen „Märkte, Zölle, Unmoral“

Die Schauspielleute des Heimatgeschichtsvereins Wanaloha konnten sich über 3 äußerst gut besuchte Vorstellungen – zweimal davon ausverkauft – anlässlich der Aufführung ihres neuen Stückes „Märkte, Zölle, Unmoral“ freuen. Nur am Donnerstag waren noch vereinzelte Plätze frei, etwa 130 Zuschauer lieferten aber schon einen großartigen Rahmen für die Premiere. Am Freitag waren alle 160 Plätze besetzt, am Samstag gut 150.

Das Stück ist historisch im 17. Jahrhundert angesiedelt, in der Zeit zwischen dem 30jährigen Krieg und dem großen Dorfbrand von 1678. Die Zeiten sind schlecht, die Bevölkerung kämpft mit den Folgen des Krieges. Auch wenn wieder Frieden herrscht, ist das Land nicht sicher, denn Räuberbanden ziehen umher, fallen in Dörfern ein oder lauern fahrenden Händlern auf.

Der Landgraf beordert Soldaten ins Land, die unter anderem Geleitschutz bieten – gegen entsprechenden „Zoll“. Zusätzlich müssen die Bewohner selbst in den „Ausschüssen“ dienen, befehligt von einem eigens eingesetzten „Landeshauptmann“.
Auch der Müller muss Zoll zahlen dafür, dass die Bauern einen Weg zur Mühle nehmen, den so genannten „Eselsweg“,  der von der Gemeinde gepflegt wird.
In Wallau findet regelmäßig ein Markt statt, und das seit dem Jahr 1572. Nach sehr gutem Erfolg zu Anfang leidet der Markt aber unter zunehmender Konkurrenz von Märkten in Nachbargemeinden, vor allem dem „Hochemer“. Markttage bringen Händlern und dem Amtmann immer weniger Gewinn – in Form von „Marktzoll“. Andererseits bieten Märkte vor allem jungen Leuten reichlich Gelegenheit, sich zu amüsieren. Die älteren Bewohner beklagen deshalb die Ausschweifungen der Jugend und rufen nach Gegenmaßnahmen.

Beschreibung des Marktgeschehens in der Wallauer Chronik: „Junge Burschen stehlen den Eltern den Weizen, bringen ihn dort zum Markt, vertrinken das Geld, dass sich die Köpfe erhitzen, das Blut fließt wie Wasser; Mädchen werden zu Markt getrieben, beschaut und verhandelt.
Junge Leute müssen ab 5 Uhr 5 Gulden Strafe zahlen, wenn sie nicht wieder zuhause sind; visitiert durch die Kirchensenioren.“

Historischer Hintergrund zum Thema Wegzoll:

Es gibt Zollstationen in Igstadt und Hofheim:  Geleitscheine müssen von jedem Passanten gekauft werden. Kostenloses Ehrengeleit wird Fürsten oder andere vornehme Passanten gewährt. Der Weg nach Frankfurt wird verkürzt – und für Händler billiger – dadurch, dass man die Passanten direkt nach Kriftel geleitet, dadurch kommen die Hofheimer um ihre Einnahmen.

Im Jahr 1658 will Erzherzog Leopold aus Österreich zur Kaiserwahl nach Frankfurt. Der Geleitzug will ihn nach Kriftel führen, es kommen aber vor Marxheim bewaffnete aus Hofheim, die ihn zwingen wollen, den Weg über Hofheim zu nehmen. Es gibt Gezänk. Der Erzherzog sprengt durch den Haufen und lässt den Hofheimern das Nachsehen, Schaden und Spott.

Im Jahr 1671 wollen die Hofheimer sich die Zolleinnahmen sichern: sie sperrten den Weg vor Marxheim nach Kriftel. Die Ländchesleute sperrten daraufhin den Weg nach Hofheim im Kassern-Wald.
Der Hofheimer Amtmann zieht am 16.4.1671 mit vielen Leuten (der Ausschuss des Amtes Hofheim) in den Wald (Eselsweg) und beseitigte die Sperren in Richtung Hofheim. Er ist auch auf Kampf mit Wachen vorbereitet, wenn denn die Sperren bewacht wären. Sie sind es aber nicht.

Am nächsten Tag lässt der Wallauer Amtmann die Sperren wieder errichten. Und er schickt ein Schreiben an den Fürsten, die Sperren von Soldaten aus der Feste Rüsselsheim bewachen zu lassen. Soldaten seien nicht so leicht aus der Schanze zu jagen und leichter zu ersetzen als ein Bauer.

All diese Themen werden in dem Stück verarbeitet, dazu wird das Markttreiben in Wallau anschaulich geschildert, unter anderem die Tatsache, dass ein Schafzüchter seine Wolle nicht auf eigene Rechnung auf dem Markt verkaufen darf, sondern an die Gemeinde abliefern muss. Natürlich wird versucht, diese Vorschrift zu unterlaufen…

Auch exotisches Volk wie Zigeuner oder gar Dirnen treten auf und sorgen für allerlei Aufregung, vor allem bei den Frauen im Dorf.

Händler, Bauern und Handwerker versuchen, die vielen Zölle für Handel, Geleitschutz und Wegerecht zu umgehen. Mit welchen Tricks die Betroffenen arbeiten, wer gegen wen agiert, das alles wird im Stück gezeigt. Neben Jahrmarktvergnügen spielen aufkommende Liebschaften eine wichtige Rolle. Und dann wäre noch der Streit zwischen Wallau und den ungeliebten Nachbarn in Hofheim, der droht, blutige Auseinandersetzungen nach sich zu ziehen.

Die Schauspielleute machten aus dem Stoff ein informatives und daneben unterhaltsames Stück von 2 Stunden und 30 Minuten, das bei den Zuschauern keine Langeweile aufkommen ließ. Alle Akteure legten sich ins Zeug und lieferten ein buntes Sittengemälde der damaligen Zeit.

Die Zuschauer gingen begeistert mit und dankten den Darstellern oft mit Szenenapplaus.

Nach Ende des Aufführungen dankte Rudolf Ewald, der Sprecher der Theatergruppe, in erster Linie den treuen Zuschauern, die immer wieder den Weg ins Fußballerheim finden, weiterhin der Abteilung Fußball, die es der Truppe jedes Jahr ermöglicht, ihr Hobby in dem vertrauten Ambiente auszuüben.

Ein besonderer Dank geht an die Geschäftsleute aus Wallau, die es mit ihren Spenden möglich machen, dass der Verein Wanaloha die Theaterstücke zu dem – aus Sicht des Vereins – günstigen Eintrittspreis anbieten kann. Ein Großteil der Gelder wird für die Tontechnik verwendet, die wieder von der Firma Kyritz geliefert und installiert wurde, zudem hat die Truppe sich in diesem Jahr nach langer Zeit wieder einige sehr schöne Kostüme geleistet, die die Aufführungen optisch deutlich aufwerteten. Es war deshalb eine große Freude für Rudolf Ewald, am Samstag Frau Jansen vom Kostümverleih Jansen aus Frankfurt begrüßen zu können, wo man die Kostüme gekauft hat.

Darsteller:

Amtmann Hans Joachim Wölfel
Wilhelm, Scholtes, Bauer und Viehhändler Klaus Göller
Marie, Frau des Scholtes Wally Vogl
Käthchen, älteste Tochter des Scholtes Carina Stein
Lenchen, jüngere Tochter des Scholtes Mara Stein
Heinrich,  Bauer und Marktmeister Heinz Günther Körner
Lisbeth, Frau des Marktmeisters Elvira Tröger
Konrad, Sohn des Marktmeisters Bernd Postler
Gretchen, Tochter des Marktmeisters Fiona Hamill
Karl, Schafzüchter und Wirt Rudi Mittag
Erna, Frau des Schafzüchters und Marktfrau Kyra Luft
Fritz, Sohn des Schafzüchters Marvin  Fischer
Luischen, Tochter des Schafzüchters Lisa Rübsamen
Hanna, jüngste Tochter des Schafzüchters Hanna Ewald
Itzick, jüdischer Müller Achim Jäger
Berta, Frau des Müllers Ingrid Venino
Kathrinchen, Tochter des Müllers Katharina Granzer
Fränzchen, Sohn des Müllers Flynn Hamill
Isaak, jüdischer Händler Werner Klas
Landeshauptmann Rudolf Ewald
Martha, Marktfrau aus Hofheim Sabine  Feuerstein
Lina, Tochter der Marktfrau Nathalie Klier
Anna, Marktfrau „in eigener Sache“ Linda Stein
Klara, 2. Marktfrau „in eigener Sache“ Tanja Fischer
Lulu, Zigeunerin Jutta Schröder
Vera, Zigeunerin Gerlinde Ewald
Erwin, Bäcker Erwin Born
Räuber Marvin  Fischer
Räuber Achim Jäger
Technik (Licht und Ton) Stefan Luft
Regie Heidrun Brembs

Sponsoren:
Friseursalon Bellissima, Schlosserei Berkmann, Gasthaus Grüner Wald Familie Fein, Fahrschule Hartmann, Schreinerei Kern, Hair Kreativ Klier, Nahkauf Familie Lossner, Elektro Metzler, Aquatechnik Nitsche, Apotheke Wallau Nguyen, Paul’s Bauernhof, Pizzeria Pisa, Installation Schalbe, Bäckerei Schießer, Bäckerei Schwenk, Schlosserei Venino, Autowerkstatt Villmar-Heuss, Schreinerei Weisbecker

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