Wanaloha putzt Stolpersteine
Heimatverein erinnert mit seiner Aktion an das Schicksal der Wallauer Jüdinnen und Juden in der NS-Zeit
Am 9. November wird weltweit an die Reichspogromnacht im Jahr 1938 erinnert, in der organisierte Schlägertrupps in ganz Deutschland jüdische Geschäfte und Gotteshäuser in Brand setzten. Das Novemberpogrom gilt als das offizielle Signal zum größten Völkermord in der Geschichte. Als Beitrag zum Gedenken und gegen das Vergessen griffen Mitglieder des Heimatvereins Wanaloha in den letzten Tagen zu Lappen und Reinigungsmittel und wienerten die 29 in Wallau verlegten Stolpersteine, die nun wieder im alten Glanz erstrahlen und gut sichtbar sind. Die Stolpersteine waren in den Jahren 2009 und 2010 in Gedenken an die verfolgten Jüdinnen und Juden im Dorf verlegt worden und zeugen vom vielfältigen jüdischen Leben in Wallau. Die Kosten für die damalige Verlegung der einzelnen Steine übernahmen Wallauer Bürgerinnen und Bürger.
Der Künstler Gunter Demnig hat seit Anfang der 1990er Jahre über 100.000 solcher Stolpersteine in 30 europäischen Ländern verlegt, um an das Schicksal der Menschen zu erinnern, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben und in den Selbstmord getrieben wurden. Die quadratischen Messingtafeln tragen den Namen des Opfers, sein Geburtsjahr und – soweit bekannt – das Deportationsjahr sowie den Todesort. Die Gedenksteine werden zumeist vor den letzten frei gewählten Wohnhäusern der NS-Opfer niveaugleich in das Gehwegpflaster eingelassen.
Seit seiner Gründung im Jahr 1984 hat es sich der Heimatverein zur Aufgabe gemacht, die historische Bedeutung Wallaus als Zentrum jüdischen Lebens im Ländchen mit Synagoge und Jüdischem Friedhof zu dokumentieren. Besonders am Herzen liegt dem Heimatverein aber das Schicksal der Jüdinnen und Juden als Verfolgte des NS-Regimes, um die Erinnerung auch und gerade an diesen Teil der Ortsgeschichte wach zu halten.
Hierzu wird der Heimatverein in den nächsten Monaten ein Buch herausgeben, in dem die Geschichte und das Schicksal der Wallauer Jüdinnen und Juden detailliert dargestellt wird. Zu diesem Zweck wurden Informationen zusammengetragen, die sich aus zahlreichen schriftlichen Aufzeichnungen, Zeitzeugenberichten, aber auch aus Kontakten zu Hinterbliebenen speisen. Zur Buchveröffentlichung wird Wanaloha gesondert informieren.